#10 Menschenrechte verwirklichen

Heute ist der 10. Dezember, der weltweite Tag der Menschen­rechte. An diesem Tag wurde 1948 in Paris die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von der Generalversammlung der Vereinten Nationen feierlich verabschiedet.

Aus diesem Anlass haben wir von der Plattform für Menschenrechte uns immer gerne getroffen, um uns untereinander auszutauschen, dazuzulernen und verschiedene Schwerpunkte zu diskutieren. Weil das in diesem Jahr nicht möglich ist, haben wir versucht, unsere Botschaften auf anderen Wegen zu verbreiten, und einige Aspekte der Menschenrechte näher zu beleuchten. Wir hoffen, dass etwas davon auf Interesse gestoßen ist und die Breite der Themen sichtbar wurde (obwohl wir noch lange nicht alle angesprochen haben).

Schon dieser kleine Überblick hat gezeigt, dass die schönen Leitsätze der Menschenrechtserklärung noch nirgends voll verwirklicht sind. Neue Krisen, wie die weltweite Corona-Pandemie, kommen zu den bestehenden Herausforderungen dazu. Solche Krisen schaffen aber nicht nur neue Probleme, sie wecken auch Kräfte der Zivilgesellschaft, Hilfsbereitschaft, Kreativität und Solidarität.

Das Prinzip der Solidarität war von Anfang als eine der drei Säulen der Menschenrechtserklärung angelegt, neben den Grundsätzen der Freiheit und Gleichheit. Artikel 1 lautet ja:

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“

Da heißt, es wurde gleich an dieser prominenten Stelle festgehalten, dass es nicht nur um Rechte und Freiheiten der Einzelnen geht, die die Staaten sicherstellen müssen, sondern auch um das Verhalten der Menschen untereinander, eben um Solidarität (um einen zeitgemäßeren Begriff für „Brüderlichkeit“ zu verwenden).
Die ersten, die die Menschenrechte konkret in die Praxis umsetzen müssen, sind sicher die Staaten und internationalen Staatenbündnisse. Zunehmend wird auch klar, dass  auch die großen Konzerne in die Pflicht genommen werden müssen (wie wir am 5. Dezember angesprochen haben).

Was können aber wir als Einzelne dazu beitragen?

Informiert und aufmerksam sein. Das Internet bietet – neben allem möglichen Unsinn – so viele gute Informationsquellen wie noch nie. Gute Grundlagen zu Menschenrechten gibt es etwa bei humanrights.ch oder dem Deutschen Institut für Menschenrechte. Das Angebot an Online-Kursen und Webinaren wächst ständig, z.B. hier bei Amnesty International, und die langen Zeiten zuhause sind vielleicht eine gute Gelegenheit, so etwas auszuprobieren.

Stellung beziehen. Öfffentliche Demonstrationen sind etwas Tolles, und wir freuen uns auch, wenn das wieder möglich wird. Es gibt aber auch unzählige Möglichkeiten, im kleinen Kreis Flagge zu zeigen, etwa in der Familie und unter Kollegen freundlich, aber bestimmt rassistischen Sprüchen zu widersprechen, Vorurteile aufzuzeigen und über sexistische Witze nicht mitzulachen. Das ist nicht immer leicht, aber auch Zivilcourage kann man lernen, etwa in einem gemeinsamen Training von ZARA und Amnesty International.

Online aktiv werden. Im Internet gibt es noch viel mehr Möglichkeiten als am häuslichen Esstisch, seine Meinung zu äußern. Gehässige und extreme Kommentare nehmen in vielem Foren überhand, auch wenn sie nur von einer Minderheit der Nutzer kommen. Auch wenn es mühsam ist – auch dort sollte man wenigstens ab und zu dagegenhalten und zumindest zeigen, dass nicht alle einverstanden sind. Auf allen Plattformen kann man inakzeptable Beiträge melden, und in diesen Fällen ist „Petzen“ einmal nichts Schlechtes, sondern trägt zu einem anständigen Klima bei.

Grafik "Schreib für Menschenrechte"Auch die Zivilgesellschaft ist natürlich online organisiert, Plattformen wie Aufstehen.at und Respekt.net ermöglichen es, viele gute Anliegen zu unterstützen. Auch viele NGOs haben immer wieder Aktionen, um die Regierungen an ihre Verpflichtungen zu erinnern. Noch ein kleiner Plug für Amnesty: Weltweit läuft noch der Briefmarathon, bei dem man sich für Menschenrechts­verteidiger*innen in 10 Ländern einsetzen kann.

Mit Verantwortung  konsumieren. Auch mit der Geldtasche können wir Einfluss nehmen und Wirtschaftsformen unterstützen, die die Würde und Rechte der Menschen achten. Vorschläge dazu sind schon beim Artikel vom 8. Dezember gesammelt.

Das sind nur einige Ideen, wie wir als „normale Menschen“ aktiv werden können. Gemeinsam fällt uns sicher noch viel mehr ein.
Bleiben wir kritisch – bleiben wir solidarisch –
bleiben wir wachsam – bleiben wir informiert!

 

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (Broschüre) –  Universal Declaration of Human Rights (booklet)

Botschaft #10 als PDF (A4)

 

Kathi Lins, Amnesty International Vorarlberg

Ein Kommentar zu „#10 Menschenrechte verwirklichen

  1. Ich finde die Dualität Menschenrechte – Menschenpflichten sehr interessant. Almeida Assmann hat dazu ein interessantes Buch geschrieben, aber auch Karl Stickler. Vielleicht könnten Sie das Thema einmal aufgreifen.

    MfG M. Seitz

Kommentar verfassen