#2 Frauenrechte sind Menschenrechte

Mädchen und Frauen sollten die gleichen Rechte und Chancen in ihrem Leben haben wie Jungen und Männer und ihnen in allem völlig gleichberechtigt sein. Doch in der Realität zeigt sich ein anderes Bild.

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte haben die Vereinten Nationen 1948 eine Resolution verfasst, die den größtmöglichen Schutz aller Menschen gewährleisten soll – und zwar ohne Einschränkung oder wie es in der Erklärung heißt: „ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand“.
Darunter fällt selbstverständlich auch das Verbot der Diskriminierung von Frauen.
Doch jeden Tag, überall auf der Welt, erleben Frauen schwerste Verletzungen dieser Menschenrechte: Gewalt in der Familie, vom Partner oder am Arbeitsplatz, Zwangsverheiratungen, Frauenhandel, …

Diskriminierung durch ungleiche Lebenschancen: Die weibliche Hälfte der Bevölkerung bekommt weltweit in der Regel weniger Lohn als die männliche. Frauen haben häufig keinen Zugang zu Land, obwohl sie es sind, die es mehrheitlich bewirtschaften.

Für viele Frauen bedeutet die COVID-19-Pandemie einen Verlust von Arbeit und Einkommen, sowie eine Zunahme an unbezahlter Arbeit wie Pflege und Kinderbetreuung.
Der Verlust von Arbeit ist für diejenigen, die im informellen Sektor arbeiten, besonders verheerend, da sie auf keine Sicherheitsnetze zurückgreifen können. Die Schließung von Märkten und strikte Beschränkungsmaßnahmen erschweren es diesen Frauen und Mädchen, sich und ihre Familien zu ernähren. Sperrmaßnahmen, die zur Schließung von Märkten und den Stopp von Verkauf ihrer Produkte, führen, haben die Existenzsicherung vieler Kleinbäuer*innen eingeschränkt.
https://fian.at/

Armut ist weltweit eher weiblich: Von den rund 700 Millionen Menschen, die in extremer Armut leben, sind rund 70 Prozent Frauen. Und mit knapp 500 Millionen Menschen gehört die Mehrheit der Analphabeten mit zwei Dritteln ebenfalls zu den Frauen. Die Ursachen liegen in Tradition, religiös begründeten Praktiken, Machtansprüchen aufgrund von wirtschaftlichen Profiten und in allgemeinen strukturellen geschlechtsspezifischen Benachteiligungen.

AK-Studie Vorarlberg belegt: Immer mehr Frauen arm trotz Arbeit

Im Abstand von zehn Jahren hat die Sozialwissenschaftlerin Eva Häfele im Auftrag der AK prekäre Arbeitsverhältnisse analysiert. Ihr trauriges Ergebnis: Zwischen 2008 und 2018 hat die Erwerbsarmut deutlich zugenommen. Vor allem Frauen in Teilzeit sind betroffen. Für die AK Vorarlberg ergibt sich vom dringend nötigen Mindestlohn im Ausmaß von 1700 Euro bis zum verpflichtenden Pensionssplitting eine Reihe an Forderungen.

Klar, „nicht jede atypische Beschäftigung ist gleichzeitig prekär“. Entscheidend ist in den Augen von AK-Präsident Hubert Hämmerle, „ob der Lohn für den Lebensunterhalt und die soziale Absicherung ausreicht.“ Das „Schaffa“ im Ländle soll die Menschen zufrieden machen. Schließlich sei das ja auch das tägliche Credo von Politik und Wirtschaft. „Wenn Vorarlberg im Jahre 2035 der chancenreichste Lebensraum für Kinder sein soll, kommen die Ergebnisse, Forderungen und Empfehlungen unserer Studie gerade zum richtigen Zeitpunkt.“ Denn die AK-Studie belegt eindeutig, dass die Prekarität in den vergangenen Jahren gewachsen ist.

Das gilt vor allem für Frauen in Teilzeit. Deren Zahl ist zwischen 2008 und 2018 am stärksten gewachsen – nämlich um 6,1 auf 51,3 Prozent. Das ist österreichweit der höchste Wert. In Vorarlberg arbeiten rund 50.000 Menschen in Teilzeit, davon sind 43.400 weiblich. 

Die meisten teilzeitbeschäftigten Frauen finden sich in Niedriglohnbranchen. Besonders angestiegen ist die Quote bei Frauen im Alter von 35 bis 54 Jahren. „Dieser Anstieg ist für uns auch deshalb besorgniserregend, weil so bei vielen Frauen der nahtlose Übergang von der Erwerbsarmut in die Altersarmut vorprogrammiert ist“, zeigt sich AK-Präsident Hämmerle besorgt.

Die Risikogruppen für Prekarität und Erwerbsarmut haben sich in den letzten zehn Jahren nicht verändert. „Neben Teilzeit arbeitenden Frauen haben Beschäftigte in Niedriglohnbranchen sowie Geringqualifizierte mit maximal Pflichtschulabschluss das größte Risiko, immer wieder arbeitslos zu werden bzw. in eine dauerhafte Erwerbslosigkeit zu geraten“, erläutert Eva Häfele. Sie ist auch überzeugt, dass in diesem Zusammenhang der zweite Arbeitsmarkt ein unverzichtbares Instrument darstellt, um gegenzusteuern.
https://vbg.arbeiterkammer.at/interessenvertretung/Soziales/Immer_mehr_Frauen_arm_trotz_Arbeit.html


Beispiel aus der Modebranche:

Beim Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza 2013 in Bangladesch mit mehr als 1.100 Toten und rund 2.500 Verletzten waren die Frauen in der Mehrzahl – sie machen mit rund 80 Prozent den Großteil der Beschäftigten in der dortigen Textilindustrie aus. In dieser Branche herrschen Löhne unterhalb des Existenzminimums, Rechtlosigkeit und äußerst schlechte Arbeitsbedingungen vor.
https://www.cleanclothes.at

In den 1990er Jahren führte eine Reihe von internationalen Konferenzen dazu, dass verschiedene Problemfelder von Gewalt gegen Frauen als Menschenrechtsverletzungen benannt und Maßnahmen zu ihrer Beendigung gefordert wurden. So gehörte zu den Kernforderungen bei der Aktionsplattform von Peking 1995: die Gewährleistung und Förderung der Menschenrechte von Frauen durch die Regierungen, die Verankerung des Grundsatzes der Gleichberechtigung in der Gesetzgebung, die Änderung diskriminierender Gesetzgebung und der Zugang zu Informationen über Menschenrechte.

Bei der diskriminierenden Behandlung von Frauen konnten in den letzten Jahren In vielen Ländern der Welt einige Verbesserungen erreicht werden, generell jedoch hat sich in jüngster Zeit weltweit der Zugang der Frauen zu Bildung, Gesundheit und Politik sogar wieder verschlechtert. Bliebe es bei dem derzeitigen Tempo, so das Weltwirtschaftsforum, würde es noch 202 Jahre dauern, bis Frauen und Männer am Arbeitsplatz gleichgestellt sind.
World Economic Forum, Global Gender Gap Report 2018

Botschaft #2 als PDF (A4)

Barbara Kofler, Omas gegen Rechts

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